Wissenswertes - Pflanzung/Pflege | |
Die Pflanzung von Obstbäumen
Möglichst noch vor dem Frost im Spätherbst pflanzen, damit feine Erde - keine groben Frostklumpen- die Wurzeln umschließen und sie bis zum Frühjahr bereits einige Wurzeln bilden können. Eine Ausnahme stellt hier die Walnuss dar. Sie sollte –wie alle empfindlichen Obstsorten- erst im Frühjahr gepflanzt werden Der Boden muss locker und nicht zu steinreich sein, da sonst das Wachstum des Baumes über Jahre behindert wird.
Der Baum wächst gut an, wenn:
- An seinem Standort nicht bereits ein Obstbaum der selben Sorte stand (ausgelaugter Standort,
- eine ausreichende Pflanzgrube von mindestens 1 qm ausgehoben wird,
- das Pflanzloch mindestens spatentief ausgehoben ist,
- ein stabiler Stützpfahl vor dem Baum in die Pflanzgrube geschlagen wird,
- der Unterboden im Pflanzloch gut und möglichst tief aufgelockert wird,
- bei Pflanzungen in der freien Landschaft eine Drahthose gegen Wildverbiss angebracht wird,
- die Baumscheibe mit organischem Material abgedeckt wird und
- der Baum gut angegossen wird.
Obstbäume werden meist ohne Ballen gepflanzt. Die evtl. beschädigten Wurzeln sind mit einer scharfen Rebschere bis in die gesunden, unbeschädigten Bereiche zurückzuschneiden. Während des Einfüllens der Erde in das Pflanzloch wird der Baum ständig geschüttelt, um Hohlräume im Wurzelraum zu vermeiden. Am Ende muss die Erde mit ‚spitzen Füßen’ festgetreten werden – ohne den Stamm zu verletzen.
Sind am Standort Wühlmaus-Vorkommen bekannt, muss der Baum in einen Drahtkorb gesetzt werden. Dieser kann leicht selbst gebastelt werden: Ein engmaschiges Sechseck-Drahtgeflecht wird mittels Bindedraht zu einem oben offenen Würfel mit einer Kantenlänge von 50 cm zusammen’genäht’. Dieser Korb wird in das Pflanzloch gestellt und darin der Baum gepflanzt. Der Deckel muss nach der Pflanzung auf den Korb, und an ihn die Drahthose des Baumes angenäht werden. So wird der Korb rundum Wühlmausdicht und wirkungsvoll ein Eindringen in den Wurzelraum des Jungbaumes verhindert.
Der Pflanzschnitt
Die Krone eines frisch gepflanzten Obstbaumes ist im Verhältnis zu seiner durch die Pflanzung stark reduzierten Wurzel viel zu groß. Ohne eine Reduzierung der Krone kann die Wurzel bei der ersten Frühlingssonne die große Blattmasse nicht mit ausreichend Nährstofflösung versorgen und der Baum vertrocknet. Durch den Pflanzschnitt, der im zeitigen Frühjahr erfolgen sollte, wird das Kronenvolumen an das Wurzelvolumen angepasst und gleichzeitig der grundlegende Kronenaufbau festgelegt.
Gehölzschnitt - warum?
Von Natur aus entwickelt ein Obstbaum viele kleine Früchte, denn er möchtesich ja vermehren. Wir wollen aber nicht viele kleine, sondern lieber weniger und dafür größere Früchte ernten. Dieses Ziel wird durch Züchtung, eine entsprechende Unterlage (die durch die Sorte veredelt wird) und auch durch den Baumschnitt erreicht.
Wie der ‚Erziehungsschnitt' an jungen und der ‚Verjüngungsschnitt' an alten Obstbäumen durchgeführt werden soll, kann hier nur grob vereinfacht erläutert werden. Viele verschiedenen Methoden und natürlich die individuelle Wuchsform eines jeden Baumes machen Patentrezepte schwer. Grundlegende Hinweise können trotzdem im folgenden beschrieben werden. Und beruhigend wirkt dabei die Tatsache, dass es für den Obstbaum besser ist, nicht ganz perfekt geschnitten zu werden als ohne Schnitt auskommen zu müssen.
Der Knospenschnitt
Werden Äste in ihrer Länge eingekürzt, so sind sie immer ‚auf eine Knospe'zurückzuschneiden. Der Schnitt sollte mit scharfer Klinge direkt über einer Knospe erfolgen, ohne sie jedoch zu verletzen. Die Knospe beginnt im kommenden Frühjahr stark zu treiben - deshalb ist darauf zu achten, dass sie in eine Richtung zeigt in die der zukünftige Ast den Baum ergänzt und nicht stört.
Absägen eines großen Astes
Wird ein größerer Ast entnommen, so ist ihm zunächst in ca. 20 cm Abstand zum Stamm ein Schnitt bis zu ca. 1/3 des Durchmessers von unten zu setzen (Bild 1). Danach wird von oben knapp nach dem ersten Schnitt der Ast abgetrennt (Bild 2). Erst jetzt wird der Aststummel direkt am Stamm abgesägt (Bild 3). Durch diesen ‚Dreischnitt' verhindert man ein Abbrechen des schweren Astes - meist mit großem Rindenausriss entlang des Stammes. Die Wunde wird anschließend mit einem scharfen Messer (Gärtnerhippe) rundum gesäubert und vom ausgefransten Material befreit, um dann mit einem Wundbehandlungsmittel (künstliche Rinde) bestrichen zu werden.
Rinden-Verletzungen
Immer wieder wird die Rinde der Bäume verletzt: Durch ‚anrempeln'
mit der Leiter, durch nagende Tiere oder auch beim Schneiden. Solche Wunden sollten ab der Größe einer 2 Euromünze behandelt werden. Die optimale Wundbehandlung bei Obstbäumen besteht aus zwei Schritten:
- Zuerst muss das ausgefranste und abgestorbene Holz und die Rinde bis auf das gesunde Gewebe mit einem scharfen Messer (Gärtnerhippe) zurückgeschnitten werden. Eine saubere und glatte Wunde verheilt viel schneller und bietet Schadpilzen, Fäulnis und anderen Schädlingen weniger Möglichkeiten, einzudringen.
- Danach wird die saubere Wunde mit einem Wundverschlussmittel behandelt. Angewendet werden hierzu spezielle Baumwachse oder künstliche Rinde, die vollflächig auf die Wunde aufgetragen werden. Dieses ‚Wundpflaster' ist regelmäßig (halbjährlich) zu kontrollieren und ggf. erneut aufzubringen.
Wasserschosse
Nach einem Rückschnitt der Baumkrone bildet der Baum oft sogenannte Wasserschosse - senkrecht nach oben wachsende Äste - um das Ungleichgewicht zwischen Wurzel und Krone auszugleichen. Je stärker der Rückschnitt erfolgte, desto mehr Wasserschosse werden gebildet. Diese verleihen dem Baum, lässt man sie immer stehen, bald das Aussehen eines‚ Hexenbesens'. Die Wasserschosse werden beim Schnitt stets entfernt - bis auf einzelne, die aufgrund ihrer Lage zum Fruchtholz geeignet sind.
Der Erziehungsschnitt am jungen Baum
In den ersten 4 bis 8 Standjahren wird die Krone des Baumes aufgebaut. Ziel ist ein gesunder Mitteltrieb und drei bis vier starke seitliche Leitäste, die die Last der Früchte tragen können. Der Erziehungsschnitt wird im Winter, in der Vegetationsruhe vorgenommen.
Zuerst werden alle Konkurrenztriebe des Mitteltriebes und der Leitäste entfernt. Zu dicht stehende oder gar sich berührende Äste werden danach herausgenommen. Schräg nach außen wachsende Kurztriebe werden jedoch stets belassen - an ihnen wachsen Früchte. Anschließend werden alle nach innen wachsende Äste beseitigt. Jetzt sieht der Baum meist bereits viel lichter und übersichtlicher aus.
Die seitlichen Leitäste sollen in einem Winkel von ca. 45° zum Mitteltrieb stehen. Erforderlichenfalls sind sie jetzt durch eine Schnur herunterzubinden oder kleine Gewichte in diese Stellung zu bringen.
Nun werden die seitlichen Leitäste, ausgehend von dem schwächsten, gestutzt. Sie werden um ca. 1/3 (bis maximal 1/2) eingekürzt. Geschnitten wird auf eine nach außen zeigende Knospe. Alle weiteren seitlichen Äste oberhalb der Leitäste werden nur als möglichst waagrechtes Fruchtholz belassen und entnommen, bevor sie zu groß werden. Der Mitteltrieb wird so gekürzt, dass ein‚ Dachwinkel' von ca. 120 - 140° entsteht. Hier wird stets auf eine Knospe zurückgeschnitten, die der letztjährigen Knospe gegenübersteht, damit ein möglichst gerader Mitteltrieb entsteht.
Der Verjüngungsschnitt am alten Baum
Während des Ertragsalters eines Baumes gilt es, die Krone auszulichten, totes Holz teilweise, krankes Holz vollständig auszuschneiden und Wasserschosse zu entfernen. Dieses ‚ausputzen' sollte alle zwei / drei Jahre erfolgen. Ein gleichmäßiges Längenwachstum der seitlichen Leitäste und des Mitteltriebes sollte durch den Schnitt gewährleistet werden. Stark vergreiste Bäume können durch einen starken Rückschnitt der Leitäste zu neuem Austrieb und damit zu einer ‚Verjüngung' angeregt werden. Altes Fruchtholz ist ebenfalls zu entnehmen, da sich daran zu viele kleine Früchte entwickeln.