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Geschichte des Obstbaus
Schon immer ist der Apfel ein treuer Wegbegleiter des Menschen gewesen. Bereits in der Steinzeit galt er neben anderen Früchten als Grundnahrungsmittel, was durch Ausgrabungen zum Beispiel in den Pfahlbauten der Bodenseeregion belegt werden konnte. So wurden Klumpen von Apfel- und Birnenkernen entdeckt, die darauf schließen lassen, dass hier Saft aus den Früchten gemostet wurde.
Die Wiege des Obstbaus
Der Ursprung einer Obstbaukultur mit Züchtung und gärtnerischer Pflege ist etwa 4000 Jahre alt. Schon 1400 v. Chr. hegten und pflegten die Ägypter prächtige Obsthaine entlang des Nildeltas. Auch im Römischen Reich legte man großen Wert auf die Weiterentwicklung der Obstbaukultur. Die Germanen nagten noch lange an den 3–5 cm großen Wildäpfeln, von denen die Römer spotteten, dass man „ein Schwert damit abstumpfen könne“. Mit der Ausbreitung des römischen Imperiums nahm die Obstbaukultur, wie auch viele andere Anbaukulturen, Einzug in Europa und verwandelte insbesonders das Stammland Italien in einen reichen Obstgarten. Von der Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. an erschlossen die Römer das Heckengäu und begannen organisiert Landwirtschaft und Obstbau zu betreiben. Zahlreiche Funde und Ausgrabungen römischer Gutshöfe zeugen heute davon.
Obstbau im Mittelalter
Im Mittelalter führten dann die Mönche in ihren Klöstern diese Obstbautradition fort und entwickelten die Gartenbautechniken weiter. Vor den Toren ihrer Gotteshäuser legten sie breite Ringe mit üppigen Obstbaumgärten an. Bauern und Ackerbürger folgten dem Beispiel der Klöster bei der Anlage ihrer Gärten. Als die Grundstücke innerhalb der Stadtmauern nicht mehr ausreichten, wich man in die freie Landschaft aus. Das war der eigentliche Ursprung der Streuobstwiesen. So entstand z.B. das „Alte Land“, eines der größten Obstanbaugebiete Deutschlands, vor den Toren Hamburgs auf Initiative der Mönche aus dem Kloster Stade.
Obstbau im Wandel
Die erfolgreiche Ära des Obstanbaus hielt weit über viele Jahrhunderte an. Die wachsende Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts hatte vermehrt Bedarf an qualitativ hochwertigem Obst, sowohl zum Frischverbrauch als auch für die Vorratshaltung. Nach beiden Weltkriegen war die Selbstversorgung lebensnotwendig. Die Streuobstwiesen hatten zwischen 1930 und 1950 ihre bisher größte Ausdehnung.
Doch in den vergangenen Jahrzehnten teilte sich der gemeinsame Weg von Mensch und Apfel und unserem heimischen Obst wurde immer weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Mit dem Wirtschaftswunder wuchs die Neugier auf Obst benachbarter Länder – Most kam aus der Mode und Plantagenobst veränderte den Geschmack der Verbraucher.
Die Rodung ausgedehnter Streuobstflächen wurde prämiert und auch die Flurbereinigung räumte mit den verstreut liegenden Streuobstwiesen auf. Die Intensivierung der Landwirtschaft wurde und wird nach wie vor gefördert. Plantagen mit niedrigstämmigen Bäumen werden als arbeitswirtschaftlich günstigere Variante deutlich bevorzugt. Außerdem verwilderten viele der verbliebenden Streuobstwiesen. 1950 gab es in Deutschland noch 1,5 Mio Hektar Streuobst, 1990 waren es nur noch 300.000 Hektar. Von 1957 bis 1974 wurden alleine im Land Baden-Württemberg rund 15.700 Hektar Streuobst gerodet. Während 1965 noch fast 18 Mio Streuobstbäume im Land gezählt wurden, waren es 1990 nur noch knapp 11,4 Mio.
Mosten nach "Alt schwäbischer Art"
Wie man im letzten Jahrhundert Most (Apfelwein) hergestellt hat